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Veröffentlicht am 28.08.2024

Vor 50 Jahren: Surfing USA mit dem einzigartigen Mazda Rotary Pick-up

Es gibt kaum ein Fahrzeugkonzept, in dem der kompakte und leichte Mazda Kreiskolbenmotor, der weltweit bereits über zwei Millionen Mal verkauft wurde, seine Stärken nicht ausspielen könnte. Sogar der traditionelle Pritschenwagen amerikanischer Farmer und Handwerker wurde revolutioniert, als der Mazda Rotary Pick-up im Modelljahr 1974 neue Wege beschritt. Dieser speziell für den US-Markt entwickelte Pick-up aus Japan bot mit seinem leistungsstarken Zweischeiben-Kreiskolbenmotor innovative technische Lösungen, die sowohl den Nutzwert erhöhten als auch den Fahrspaß steigerten. Damit knüpft er an die Tradition von Mazda an, die bereits vor fast 95 Jahren mit der Entwicklung innovativer Transporter begann, die als „Green Panel Vans“ Kultstatus in Japan erlangten. Noch beeindruckender war der Mazda Rotary Pick-up von 1974, der mit seinem Lifestyle-Charme besonders bei Surfern beliebt war und auch im Motorsport erfolgreich auftrat.

Made for America, geliebt weltweit: Der unkonventionelle Mazda Rotary Pick-up

Die Mobilität befindet sich im ständigen Wandel, mit neuen Technologien und sich verändernden Fahrzeugsegmenten. Mazda hat es stets verstanden, durch kreativen Ingenieursgeist neuen Trends voraus zu sein. Dies zeigte sich auch Anfang der 1970er Jahre in Nordamerika, dem damals bedeutendsten Markt für Pick-ups und Sportwagen. Mazda stellte mit der kompakten B-Serie eine Antwort auf die großen US-Pick-ups bereit, während der neue Mazda Kreiskolbenmotor vor allem für Coupés und Sportwagen attraktiv war. Die Amerikaner liebten den robusten, drehfreudigen und laufruhigen Wankelmotor aus Japan so sehr, dass bald jeder zweite in den USA verkaufte Mazda damit ausgestattet war. Daher schien es nur logisch, auch einen Pick-up mit Kreiskolbenmotor zu entwickeln – den weltweit einzigartigen Mazda Rotary Pick-up. Doch niemand konnte ahnen, dass dieser Pick-up ausgerechnet während der globalen Energiekrise von 1973/74 in die US-Autohäuser kommen würde.

Trotz der widrigen Umstände zählt das Fahrzeug, das von seinen Fans als „REPU“ – eine Abkürzung für Rotary Engine Pick-up – bezeichnet wird, heute zu den coolsten Klassikern an amerikanischen Surf-Hotspots und in der Pick-up-Community. Auch europäische und deutsche Sammler haben die Faszination dieses 99 kW/135 PS starken Fahrzeugs mit einem Zweischeiben-Kreiskolbenmotor entdeckt. Markant ist der REPU vor allem durch seine kraftvollen ausgestellten Radhäuser und den Schriftzug „Rotary Pick-up“ am Heck. Er beschleunigte in sportlichen neun Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von über 160 km/h, was alle Konkurrenten übertraf und sogar auf dem Niveau damaliger Sechszylinder-Limousinen lag. Dennoch dauerte die Produktion des außergewöhnlichen Mazda Rotary Pick-up nur drei Jahre, da die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gegen ihn sprachen.

Resilienz in der Krise, Kultstatus als Klassiker: Der Mazda REPU definierte den Pick-up neu

Manchmal entscheidet sich das Schicksal eines wegweisenden Fahrzeugs, bevor es überhaupt auf den Markt kommt. So war es auch beim Mazda Rotary Pick-up, der mit einem Gewicht von 1.299 Kilogramm und einer Nutzlast von 640 Kilogramm sowie einer komfortablen Kabine im Stil des Mazda RX-2 Sportcoupés mit Drehzahlmesser klar aus der Masse der rustikalen Pick-ups herausstach. Das Fahrwerk des REPU war auf den kräftigen Zweischeiben-Kreiskolbenmotor ausgelegt, der ein Drittel mehr Leistung bot als vergleichbare Vierzylinder in herkömmlichen Pick-ups. Der emissionsarme Kreiskolbenmotor des Typs 13B, bekannt aus dem Mazda RX-3, erfüllte sogar die strengsten Abgasvorschriften Kaliforniens, und eine serienmäßige Garantie über 50.000 Meilen (80.000 Kilometer) oder drei Jahre verschaffte dem Mazda Rotary Pick-up ebenfalls einen Wettbewerbsvorteil. Diese Eigenschaften beeindruckten sowohl die Fachwelt als auch die Pick-up-Käufer.

Doch die wirtschaftliche Rezession infolge der Ölkrise von 1974 traf den Mazda Rotary Pick-up hart. Der Verbrauch von mindestens 11 Litern auf 100 km nach EPA-Norm wurde zwar von Fachmedien als angemessen für einen so leistungsstarken Pick-up bewertet, doch die meisten Käufer entschieden sich zunächst für kleinere, sparsamere Nutzfahrzeug-Motorisierungen. Dennoch produzierte Mazda 1974 insgesamt 14.336 REPU für den nordamerikanischen Markt, von denen einige zu Abschlepp- und Pannenfahrzeugen umgebaut wurden. Andere fanden als Lifestyle-Fahrzeuge an der Westküste mit Surfboard auf der Ladefläche und dem Sticker „Freeway Hummer“ am Heck Verwendung. Allerdings blieben viele REPU unverkauft, sodass Mazda die Produktion 1975 pausierte, bevor 1976 weitere 632 und 1977 die finalen 1.161 Fahrzeuge vom Band liefen. Überraschende Erfolge bei Rennen wie der SCCA Mojave 24-Stunden-Rallye 1975 sorgten immerhin für einen kurzzeitigen Anstieg der Verkaufszahlen.

Heute ist der Mazda Rotary Pick-up ein gefeierter Kultklassiker, der in TV- und Kinofilmen sowie als Modellauto und in Konsolenspielen präsent ist. Der Mazda REPU gehört zu den Highlights der aktuellen Sonderschau „Rotation“ im Mazda Classic – Automobil Museum Frey in Augsburg, die alle Rotary-Modelle von Mazda präsentiert, angefangen vom Cosmo Sport 110 S über den RX-2 bis hin zum RX-9, sowie Modelle wie den Eunos Cosmo, Mazda Luce und R100.