NEWS
& INFORMATIONEN

Veröffentlicht am 29.01.2020

Volvo P1800
Volvo P1800

P1800 steht für eine schwedische Automobillegende

Glanzvoller hätte die Premiere nicht sein können für einen Volvo, der die schwedische Premium-Marke auf Anhieb im Club exklusiver Sportcoupé-Hersteller etablierte. Im Januar 1960 avancierte der vom Schweden Pelle Petterson gezeichnete Volvo P1800 schon als seriennaher Prototyp zum Publikumsstar der Brüsseler Autoshow. Ein weltweiter Verkaufserfolg wurde der Volvo P1800 aber auch durch innovative Sicherheitstechnik und ebenso kräftige wie langlebige Motoren aus dem Volvo P120 Amazon.

Ein Volvo begehrenswert wie ein italienischer Gran Turismo und charismatischer als britische Kultsportwagen, diese Eigenschaften machten den Volvo P1800 zum spektakulärsten schwedischen Sportcoupé und zu einer Marken-Ikone mit außergewöhnlicher Karriere, die erst in den 1970er Jahren endete. Bereits der Beginn der Geschichte des ersten Großserien-Coupés von Volvo war glamourös: Der schwedische Nachwuchsdesigner Pelle Petterson entwarf den Volvo P1800 ab 1957 in den italienischen Designateliers von Frua und dies mit zeitgeistigen Finnen am Heck als Referenz an das damals beginnende Raketenzeitalter, vor allem aber mit der unvergänglich schönen Eleganz italienischer Gran Turismo. Die technische Basis für das 2+2-sitzige Sportcoupé lieferte die solide Volvo Amazon P120 Limousine, deren 66 kW (90 PS) starker 1,8-Liter-Vierzylinder B18B im Volvo P1800 sportliche Fahrleistungen ermöglichte.

Schon seit den 1930er Jahren lieferte Volvo Fahrgestelle für exklusive Coupé-Aufbauten an Karossiers. Mit dem Volvo P1800 begann ein neues Kapitel in der Geschichte des schwedischen Premium-Herstellers, denn dieses Sportcoupé sollte neue Märkte, vor allem in Nordamerika und Asien, erschließen. Globale Ambitionen, zu denen die anfänglich internationalen Fertigungsprozesse des Volvo P1800 passten. So wurde das in Italien designte Coupé mit bewährter schwedischer Technik und in Schottland gepresster Karosserie ab 1961 beim englischen Sportwagenspezialisten Jensen Motors montiert.

Trotzdem wurde es ein Start mit Hindernissen, denn die englische Manufaktur fertigte den sportlichsten Volvo in so unbefriedigender Qualität, dass schon die ersten 250 Autos vor Auslieferung nach Göteborg zur Nachbesserung zunächst in die Werkshallen mussten. Endgültig gelöst wurde dieses Problem erst im Jahr 1963, als die Produktion des Gran Turismo komplett ins schwedische Werk Lundby umzog. Nun kam der Verkauf des fortan Volvo 1800 S – „S“ für Sverige (Schweden) – genannten und auf 71 kW (96 PS) erstarkten Sportlers weltweit richtig in Fahrt. Den Sprint von 0 auf 100 km/h absolvierte der Schwede in nur 12,1 Sekunden, ein souveräner Wert, den allein Sportwagen und sehr leistungsstarke Limousinen erzielten.

Visionär war auch das Sicherheitskonzept des schnellen Volvo, der als weltweit erstes Sportcoupé serienmäßig über Sicherheitsgurte für alle vier Passagiere verfügte. Die Stabilität dieses Rückhaltesystems demonstrierte Volvo Deutschland schon im Jahr 1961 in einer Show im Hamburger Hafen. Dort schwebte ein Volvo P1800, gehalten allein von den Dreipunkt-Sicherheitsgurten, an einem Kran über der Hafenanlage. Auch beim Thema Ladungssicherung übernahm der Sportler eine Vorreiterrolle, sicherten doch erstmals in das Gepäckabteil integrierte Ledergurte sogar schwere Golfbags.

Es waren seine epischen Formen mit langgestreckter Motorhaube und dynamischer Silhouette, die den rassigen Volvo so rasant aussehen ließen. So wählten die Produzenten der englischen TV-Krimiserie „The Saint“ einen Volvo 1800 S zum Dienstwagen des Titelhelden Simon Templar, verkörpert vom britischen Schauspieler Roger Moore. Von den Qualitäten des Sportcoupés war der auch aus James-Bond-Filmen bekannte Moore so überzeugt, dass er sogar privat einen polarweißen Volvo 1800 S fuhr. Aber auch der schwedische König Carl XVI. Gustaf fuhr ab seinem 18. Geburtstag nacheinander mehrere Fahrzeuge des sportlichsten Coupés.

Fester Bestandteil der Geschichte des schwedischen Sportcoupés ist zudem der rote Volvo 1800 S, den der US-Amerikaner Irv Gordon im Jahr 1966 erwarb und mit dem er im Jahr 2013 die Drei-Millionen-Meilen-Marke (4.827.00 Kilometer) durchbrach. Ein Allzeit-Rekord, der ins Guinness Book of World Records aufgenommen wurde.

Regelmäßige kleine Modellpflegen genügten, um den in seiner Grundform schon 1957 gezeichneten Volvo P1800 über Jahrzehnte optisch frisch zu halten. Dazu zählten 1964 ein geglättetes Stoßstangendesign, das die anfänglichen Kuhhornbögen ersetzte, sowie regelmäßig aktualisierte Kühlergrills. Karossiers wie Volvoville in den USA bauten begehrte Cabrio-Kleinserien und italienische Stardesigner wie Fissore oder Coggiola präsentierten Fastback-Studien. Eine sensationelle Weiterentwicklung des Sportcoupés stellte Volvo 1971 vor: Den Volvo 1800 ES als Vorläufer aller modernen Shooting-Brakes.

Dank großer gläserner Heckklappe wurde dieser in atemberaubenden Linien gezeichnete Sportkombi in Deutschland unter dem Namen „Schneewittchensarg“ berühmt. Im Jahr 1972 rollte das letzte Coupé – ein Volvo 1800 E – vom Band und ein Jahr später verabschiedete sich der Volvo 1800 ES. Insgesamt wurden 47.855 Einheiten der sportlichen Schweden gebaut, davon 39.778 Coupés. Seine Unvergänglichkeit demonstriert der Volvo P1800 seitdem in der Klassikerszene und durch den stilprägenden Einfluss auf selbstbewusste Volvo neuerer Generation, etwa das Volvo Concept Coupé aus dem Jahr 2013.